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„Die Revolution sind wir“

Unabhängig davon, ob jemand einer politischen Organisation, einer sozialen Institution oder einer ökonomisch ausgerichteten Unternehmung angehört, der angestellte Mensch der Dienstleistungsgesellschaft kann sich bisher in relativer Sicherheit wiegen. Doch nach und nach wird ihm diese vermeintliche Umsorgung zur Falle.

Denn heutige Angestellte werden in der sich immer stärker konstituierenden Informationsgesellschaft allmählich zum gläsernen Sklaven der totalen Kontrolle. So, wie der leibeigene Bauer im Feudalismus und der ausgebeutete Arbeiter im Industriezeitalter, bildet die künftige Angestelltenklasse die entrechtete Basis für die Macht des neuen Grossbürgertums.

Es sind dies die Grossinformatoren des Infoismus. Sie besitzen bereits jetzt schon die dafür notwendigen informativen Produktionsmittel (=Server, Sender & Satelliten). In dieser neuen Gesellschaftsform wird es keinen Besitz mehr im Haben geben, sondern nur noch Leihgaben eines mehr oder weniger restriktiv gehandhabten Solls. Kreditwürdig ist demnach nur noch, wer sich der allumfassenden Virtualität offenbart, unterwirft und eingliedert. Wem dies aus welchen Gründen auch immer nicht gelingt, wird zur gesellschaftlich isolierten Informations-Paria und muss sein reduziertes Dasein in drastisch entschleunigter Form fristen.

Der Strukturismus ist die Gegenkraft zu dieser Entwicklung.

Bereits vor einigen Jahrzehnten postulierte der Deutsche Künstler Joseph Beuys (1921 – 1986) den Begriff der ‚Sozialen Plastik’, wonach die Kunst nicht einfach passives Abbild gesellschaftlicher Entwicklungen sein dürfe, sondern aktiv ins alltägliche Leben der Menschen einzuwirken habe.

Diese Vision konnte bis anhin nicht umgesetzt werden. Nicht zuletzt deshalb, weil sich dieser Anspruch nur dann konkret verwirklichen lässt, wenn künstlerische Produkte nicht für sich alleine stehend ins Publikum gelangen, sondern gezielt für die gesellschaftliche Aktion umgedeutet bzw. umgeformt werden. Dieser Ansatz gilt allgemein, also nicht nur für bildnerische Kunstwerke, sondern für alle Sparten, worin Kunst entsteht (wie bspw. in Literatur, Theater oder Musik usw.).

Der Versuch von Beuys, das Individuum ‚als Souverän der Gesetzgebung’ über die Erklärung der dreistufigen Demokratie zum Kunstwerk (mit Volksinitiative, Volksbegehren und Volksabstimmung) direkt die Initiative ergreifen zu lassen, konnte daher nicht gelingen.

Seine Vorstellung des frei zugänglichen Bildungswesens, der politischen (Ur)Demokratie und der sozialen Absicherung bzw. ökonomischen Gleichbehandlung, entspricht dabei einer ideellen Gegenposition zum jeweils regierenden Machtapparat samt dessen etabliertem Bürgertum. Dieses Ideal basiert auf Grundsätzen, wie sie sich ursprünglich aus der Aufklärung gebildet hatten: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Man kann zwar fast alles zur Kunst erklären (wie eben auch philosophisch-philanthropische Ideale). Doch erreicht man damit heutzutage und in Zukunft kaum mehr etwas. Denn das künstlerische Erzeugnis ist mittlerweile zum profanen Konsumartikel verkommen.

In unserer hedonistisch angehauchten (Un)Kultur, die sich zur Zeit im freien Fall und vor dem desaströsen Aufprall befindet, geraten gerade bildnerische Kunstwerke immer mehr in museale Gefängnisse, werden zur dekorativ-belanglosen Unterhaltung verwendet oder avancieren besonders prekär zu spekulativ missbrauchten Objekten.

Dieses neuzeitliche Phänomen kommt nicht von ungefähr. Im 19. Jahrhundert wurden die sog. ‚Bohemiens’ nämlich auch zum Inbegriff des nonkonformistischen Künstlers. In einer Gesellschaft, welche ein falsch verstandenes epikureisches Genussprinzip (*) pflegt, bringt dies aber fast zwangsläufig ein gewisses egomanisches Selbstverständnis hervor, welchem insbesondere Künstler zu verfallen geneigt sind.

Denn das, heute im allgemeinen Selbstverständnis verankerte Künstler-Dasein entsprach damals noch keinesfalls der Norm, was durchaus zu innerer Unsicherheit bzw. zur Kompensation derselben führen konnte. Während dieses Verhalten eines übersteigerten Individualismus’ zu Beginn dieser Epoche doch recht oft eine quasi posthume Bekanntheit garantierte, ist die damit verbundene Entwicklung den heutigen Kunstschaffenden zum Verhängnis geworden.

Bringt doch eine narzisstisch gefärbte Ich-Bezogenheit eine verzerrende Sicht auf das eigene Werk mit sich. Eine realistische Selbsteinschätzung geht auf diese Weise meist verloren.

Eine solche Grundhaltung fördert das destruktive Element der Spekulation. Im originalen Sinne ‚echte’ und gleichzeitig handwerklich versierte Kunstwerke sind zwar zu Recht die einzigen Dinge, die über die Zeit kontinuierlich im Wert steigen. Doch sollte dies eben nicht vor der Zeit, sondern mit langfristigen Aussichten geschehen. Ansonsten besteht die Gefahr der austauschbaren Beliebigkeit, wie sie sich auf dem modernen Kunstmarkt (mal mehr mal weniger, aber dennoch deutlich) zeigt.

Künstlerische Artefakte bzw. deren Erzeuger/innen werden zunächst künstlich hoch gepusht, dann weit über Preis (in börsenartiger Manier) verhökert und anschliessend nach marktwirtschaftlicher Laune verheizt bzw. dem entsprechend wieder fallen gelassen.

Sicher mag das dem einen oder anderen kontemporär bekannten Vertreter der Kunst gefallen. Wem schmeichelt die scheinbare Anerkennung einer, in Wahrheit höchst kapriziösen und damit untreuen Öffentlichkeit nicht? Für einen Augenblick der (finanziellen) Wonne sind die meisten Menschen verständlicherweise gewillt, den Boden der Tatsachen zu verkennen.

Doch dem eigenen Werk tut das auf Dauer niemals gut. Dies, weil es, je ungerechtfertigter es in kurzer Zeit verteuert wurde, desto mehr in Vergessenheit geraten wird (sollte es ein individuelles Bewusstsein mit zyklisch wiederkehrendem Charakter geben, wird die Eitelkeit dadurch vielmehr verletzt werden, als sie für einen Augenblick illusorisch gestreichelt wird).

Doch wie soll in einer dekadenten Gesellschaft, in der nichts heilig ist und die vor nichts Ethischem bzw. Unethischem mehr Halt macht, bemerkbarer Einfluss genommen werden? Birgt doch die augenblickliche Situation im Kunstgeschehen sogar Platz für ‚schicke Subversionen’ (siehe dazu den Artikel von Alain Bieber im Kunstmagazin art: http://www.art-magazin.de/kunst/20595/?mode=print).

Soll demnach die, einem jeweiligen Kunstwerk oft immanente Botschaft nachhaltig in der Gesellschaft verankert werden, dann muss ihm eine zusätzliche, sozusagen neue Funktion zugeordnet werden. Das Kunstwerk wird also zum Vehikel einer (idealisierten) Information zur Veränderung bestehender Verhältnisse. Dass dabei die Möglichkeit einer ideologischen Verbreitung entsteht, versteht sich von selbst. Ersichtlich ist dieser Umstand etwa in den historischen Kunstströmungen aller bekannten politischen Umwälzungen (erfahrbar in Abhandlungen, wie bspw. ‚Kunst und Revolution’ von Gerald Raunig, Wien 2005).

Kunst kann (und soll gemäss der machiavellistischen Kulturzyklen bei Bedarf) also durchaus Einfluss auf die gesellschaftlichen Geschicke nehmen (ob dies einer Zweckentfremdung entspricht, ist zweifelsohne Gegenstand der kulturell-gesellschaftlichen Diskussion, doch hier zweitrangig). Eine politisch motivierte, ‚gute’ Absicht genügt dabei aber in keiner Weise. Politische Revolutionen, die zwar soziale Ungerechtigkeiten anprangerten, doch für das Auskommen der leidenden Protagonisten keine Alternativen boten, sind somit obsolet.

Es gilt, eine Revolution aufzubauen, die nicht nur gravierend neuartig ist, sondern erst noch eine grundlegend existenzielle Gegenkraft zur herrschaftlichen Spitze der kommenden Gesellschaftspyramide darstellt.

Dazu muss man sich aber gewahr werden, wie zukünftige Macht-Oligarchien wirken werden (und eigentlich hinter den Kulissen bereits emsig agieren).

Wie bereits von Karl Marx (1818 – 1883) erkannt, basiert Macht stets auf der (sakrosankt legitimierten und militärisch gestützten) Vereinnahmung materieller Produktionsmittel. Zu Zeiten von Adel und Klerus war dies der Besitz von Boden, aus dem sich alles, was es zum Leben brauchte, erzeugen, über beschützte Handelswege transportieren und auf entsprechenden Marktorten verkaufen liess. Etwas später ging es um Rohstoffquellen, Fabrikationsanlagen und Vertriebsnetze. Dem auf dem Fusse folgte das Dienstleistungs-Zeitalter mit dessen Banken-, Versicherungs- und Börsenwesen. Postindustriell ist aus diesem kapitalistischen System unterdessen die sog. ‚Informations-Gesellschaft’ entstanden.

Vielen Menschen ist dabei nicht bewusst, was genau das heisst. Sprechen doch bspw. Anhänger der Kondratjew-Zyklen (nach Nikolai Kondratjew, 1892 – 1938, einem Pionier der zyklischen Konjunkturtheorie) bereits von der aktuellen Überwindung der Informations-Ära. Und obwohl visionäre Menschen, wie etwa die Schriftsteller Aldous Huxley (z.B. im Roman ‚Brave New World’,1932) oder George Orwell (z.B. im Roman ‚1984’, 1949), eine ziemlich konkrete Ahnung davon hatten, was seit Längerem konsequent aufgebaut wird, interessiert es die Menschheit herzlich wenig, was zur Zeit bezüglich ihrer freiheitlichen Fundamente geschieht.

Der Kapitalismus hat unterdessen zweifelsohne ausgedient. Weshalb sonst dürfen so viele politische Organisationen, soziale Institutionen oder wirtschaftliche Unternehmen schier ungehemmt Schulden machen, obschon kein reales Bruttosozialprodukt der Welt mehr im Stande ist, diese Schuldenberge jemals zu stemmen? Würde dies genauso möglich sein, wenn die Menschen weiterhin über die klassischen Finanzströme regiert werden sollten?

Die globale Gesellschaft befindet sich inmitten der Installation des Infoismus. Das bedeutet nichts anderes, als eine Zusammenfügung aller Informationsströme zu einer mehr oder weniger zentralisierten Plattform zur Steuerung der Massen. Das Internet bildet dazu das überaus geeignete Medium.

Nachdem in absehbarer Zeit das klassische Geld zunächst seine Wichtigkeit verliert (bspw. durch drastische Schuldenschnitte zugunsten unhaltbar überschuldeter Länder), um dann (u.a. mittels inflationärer Währungsschwemmen in den internationalen Geldmarkt) gänzlich wertlos zu werden (übrig bleibt der reine Metall- und Papierwert), kommen alle Informations-Inhalte, die einen einzelnen Menschen betreffen, in informativen Schnittstellen zusammen. Man konsolidiert demnach das Wissen über Ausbildung, Beruf, Vermögen, Einkünfte und Ausgaben, medizinische Daten, Steuerloyalität, Kaufgewohnheiten, soziale Kontakte, politische und religiöse Ausrichtungen, sowie sonstige Vorlieben oder Abneigungen (also kurz die gesamte gesellschaftsrelevante Verhaltensweise einer Person).

Möglich geworden ist dies erst dank der nachindustriellen Aufrüstung der Informations- & Kommunikationstechnologie, sowie aufgrund der spezifischen Verbesserung von Hard- & Software.

Wer nicht glaubt, dass das Internet bereits zum Staat in den Staaten geworden ist, der schaue sich doch einmal ein wenig auf den Seiten der ‚Internet Society’ um (http://www.isoc.org/). Hierin sind bereits unzählige technokratische Einrichtungen angegliedert, von denen die meisten Menschen noch nie etwas gehört, geschweige denn über deren Funktionen sie nicht die geringste Ahnung haben. Das ‚virtuelle Rom’ der Neuzeit existiert real. Und die Imperatoren werden ihre neuartigen Machtstrukturen bald auch öffentlich entfalten.

Diese zunehmend rasante Entwicklung darf aber nicht simplifizierend als eine Verschwörung machtgieriger Illuminaten verstanden werden. Kulturell gesehen ist sie nämlich ganz natürlich. Dem entsprechend gab und gibt es immer eine oligarchische Gruppe an der Spitze, die mit den, einer jeweiligen Epoche adäquaten (technologischen, pekuniären und militärischen) Mitteln die Erweiterung, die Erhaltung bzw. die Ausübung von Macht anpeilt.

Daher ist es zunehmend wichtig, dass sich im Volk gezielt und bewusst eine Gegenkraft zum bald vollständig herrschenden Establishment des Infoismus bildet. Diesbezüglich ist ein Bewusstwerdungsprozess vonnöten.

Man kann Ideologie (bzw. deren legislative, exekutive oder judiziellen Instrumente) zwar graduell interpretieren und je nach dem klassifizieren. Vielerorts werden Reaktionen auf herrschende Gebilde gar nicht richtig wahrgenommen. Trotzdem entstanden zum jeweils vorherrschenden, sozio-politischen Dogma eines jeweiligen Machtgefüges zu allen Zeiten und in allen Kulturen Antipoden, welche zum treibenden Agens der Geschichte erkoren wurden.

Vielleicht ist dies nicht immer klar ausgesprochen worden, doch was wäre bspw. die Welt ohne das Spannungsfeld zwischen der freien Marktwirtschaft des Kapitalismus und der Planwirtschaft kommunistischer Herrschaftssysteme gewesen?

Es wäre naiv anzunehmen, dass die Globalisierung, genauer die Reorganisation der drei grossen Blöcke Asien, Europa und Amerika in Zukunft ohne ein derartiges Spannungsfeld auskommen könnte.

Aus dem obig benannten Grund wird auf das schicksalshafte Jahr 2012 hin das Manifest des Strukturismus ausgerufen. Diese vom Künstlerphilosophen und Kommunikationsanalytiker, Felix Stoffel, begründete Bewegung ist sozio-ökonomischer Natur. Sie ist demnach keine rein künstlerische, sondern eher eine gesellschaftliche Revolution. Das Medium der bildenden Kunst wird insbesondere aufgrund der praktischen und konstruktiven Möglichkeiten verwendet.

Vertreter/innen dieser Bewegung nennen sich ‚Strukturisten’.

Diese unbedingt notwendige Antithese zum Infoismus (als Nachfolgesystem des Kapitalismus und als Machtmittel des zukünftigen Grossbürgertums, der sog. Gross-Informatoren) entsteht als philosophische Nachfolgerin des Sozialismus und als Durchsetzungsmittel für die ständig wachsende Gesellschaftsschicht der Info-Paria. Sie richtet sich demnach an all jene (zumindest im Geiste freien) Erdenbürger/innen, die sich teilweise oder gar nicht im zunehmend sichtbar etablierten, infoistischen System integrieren werden können, wollen oder dürfen. Die vom virtuellen Topf und informativen Füllhorn Ausgestossenen werden sich nämlich schneller im gesellschaftlichen Offside wieder finden, als es ihnen lieb ist.

Doch worauf begründet sich ein Ausschluss von der Mainstream-Gesellschaft der Zukunft, wie manifestiert sich dies und was bedeutet es für die Betroffenen?

Eine Machtballung, die durch eine Zusammenführung sämtlicher Informationsquellen, -kanäle und -speicher entsteht, verursacht zwangsläufig einen durchsichtigen, sprich ‚gläsernen’ Menschen. Dieser fühlt sich, solange er dem unsichtbaren Info-Establishment genehm ist, auch keinesfalls unangenehm beobachtet oder sonst wie gestört.

Doch angenommen derselbe Mensch fällt durch irgendein Verhalten negativ auf (wie z.B. durch Kriegsdienstverweigerung, durch das Umgehen behördlicher Massnahmen, wie etwa einer Ablehnung autoritär verordneter Impfungen, oder durch die Teilnahme an unbewilligten Demonstrationen oder über unliebsame Äusserungen in Blogs und ähnlichen Nutzerforen). Dann entstehen dieser Person früher oder später Repressalien, welche sich zumeist über die Zugangshinderung zu den elektronischen Geldströmen, hier ‚Info-Credits’ (ICs) genannt, offenbaren werden.

Dies geschieht dann relativ schnell, weil die heutigen und zukünftigen Suchroboter solche Zugangssperren je nach Grad der Abstrafung ganz automatisch auslösen können. Man steht also bspw. im Supermarkt und möchte die getätigten Einkäufe wie gewohnt abbuchen, indem man den unter der Haut implantierten Chip an das Lesegerät hält. Und schon läuft nichts mehr, da man als nicht länger oder nur noch bedingt kreditwürdig eingestuft wird.

Das Perfide an der kommenden Machtentfaltung wird nämlich in der Tatsache des individuellen Masses an Kreditwürdigkeit bestehen. Man befindet sich somit in einem, mal mehr und mal weniger andauernden Soll. Der Bürger der Zukunft wird demnach nur begrenzt oder gar nicht mehr über sein Haben (im Sinne eines materiell abrufbaren Vermögens), sondern lediglich durch den virtuellen Informationsgehalt seiner individuellen Kreditwürdigkeit definiert sein.

Wie aber kann dies geschehen, dass sich die meisten Erdenbürger unverhofft im Schuldenzustand wieder finden?

Denn das schier Unglaubliche der aufsteigenden Geschichte ist der Fakt, dass sich diese Geknechteten der Zukunft aus der heutigen Klasse der gut bestellten Angestellten rekrutieren werden (Bill Gates, der Gründer von Microsoft, benannte sie bereits vor Jahren treffend als ‚Infoworker’).

Ausgerechnet der umhegte (kleinere, mittlere und höhere) Angestellte, das Mittelmass aller Dinge der Dienstleistungsgesellschaft, wird zum Nachfolger der unterdrückten Leibeigenen und verelendeten Arbeiter?!

Genau diese Erkenntnis schliesst den Kreis der oben beschriebenen Entwicklung, dass der riesige Schuldenberg bewusst gemacht und gezielt gefördert wurde und weiterhin wird. Die Formel dazu ist einfach:

Eine (unabhängige) Weltbank vergibt Kredite an die Nationalbanken, welche diese wieder an die verschiedenen subsumtiven Banken weiter vergeben. Und über diese angegliederten Kreditinstitute erhält beinahe jeder Mensch, der sich in einer (wohl bemerkt) festen Anstellung befindet, Kredite für jeden verständlichen, erquicklichen bis manchmal unvernünftigen Konsumwunsch. Insbesondere im Autogeschäft, bei den Liegenschafts-Hypotheken,  sowie beim Leasing und bei Kleinkrediten wird dieses, seit Jahren grassierende Unwesen ersichtlich. Dies passiert fliessend, während gleichzeitig Klein- und Mittelunternehmen, bzw. selbstständig Erwerbende oder gar Existenzgründer kaum oder nur unter Schwierigkeiten mit liquiden Mitteln ausstaffiert werden, um ihre Betriebe zu finanzieren. Dabei bilden ja gerade sie das eigentliche Rückgrat für jeglichen ökonomischen Progress.

Hinzu kommt der verheerende Umstand, dass auch fast alle, heute bestehenden Staaten unverhältnismässig hohe Schulden anhäufen, um dann mit diesem geliehenen (sprich teuer verzinsbaren) Geld, wie in jüngster Zeit öfters geschehen, auch noch solche Institutionen zu decken, die das Kapital von unzähligen, kleineren und grösseren Anlegern bei halsbrecherischen Börsenspekulationen verschwendet haben.

Das ist bestimmt kein Zufall. Dieses Vorgehen dient einzig dem Zweck, den Grossteil der Menschheit von möglichen Besitzständen in eine ständige Schuld und damit unentrinnbare Abhängigkeit zu führen. Man kriegt zwar nach wie vor, was man an Materiellem so braucht. Aber es ist immer geliehen und gehört einem nicht mehr selbst.

Sobald ein Staat oder eine Staatengemeinschaft de facto bankrott ist, haftet jeder einzelne Bürger für diese Misere. Es kann niemand sonst zur Verantwortung gezogen werden (auch keine Banken, weil diese entweder ebenfalls pleite sind oder sich mit ganz legalen Methoden der oft aktiv mitverursachten Schuld entziehen).

Entscheidend ist in einer solchen Situation, dass nun niemand direkt zur Kasse gebeten wird. Denn diese (nicht wirklich durchführbare) Art der Schuldeneintreibung könnte einen allgemeinen Volksaufstand provozieren (was momentan anhand solcher Staaten erkennbar ist, deren Regierungen versuchen, ihren gebeutelten Bürgern nur schon prinzipielle Sparmassnahmen abzutrotzen).

Nein, man ändert aktuelle Währungen simpel vom materiellen, sprich fassbaren (wie bei Münzen und Noten der Fall) zum virtuellen, sprich nicht fassbaren Zustand (wie bei der elektronisch gespeicherten Information der Fall). Ein Beispiel dieses teilweise schleichenden und unbemerkten Vorgangs des Wechsels zeigt sich etwa daran, dass das sog. ‚Online-Banking’ nicht nur allenthalben Einzug genommen hat, sondern nun auch immer mehr über die Mobiltelefonie (ihrerseits wieder mit dem Internet vernetzt) verwaltet wird.

Wen wundert da noch das scheinbar plötzlich auftauchende Phänomen, dass nicht nur überall und vehement nach versteckten Vermögen geschnüffelt wird, sondern sogar die Bankengeheimnisse einstiger Schwarzkonten-Hochburgen kippen und Steuerparadiese reihenweise einknicken.

Es herrscht ein Kreuzzug gegen das materielle Vermögen, weil jenes nicht nur leichter dem Fiskus entzogen werden kann, sondern dem normalen Bürger (eben durch die erschwerte Kontrollierbarkeit) auch eine gewisse Freiheit verleiht.

Das klassisch bekannte Kapital (worunter auch die traditionellen Papieraktien zu zählen sind) war dem durchschnittlichen Menschen in gewissem Masse zugänglicher (ja sogar zuträglicher), als es ihm bewusst war. Denn mit diesem durchaus fassbaren Zwischending liess sich materieller Besitz manifestieren. Man versuche dies einmal mit virtuellem Kapital. Es wird einem undinglichen Fluidum ähnlicher sein, als ein Gespenst im Schlossturm.

Das künftige gläserne Bürgertum wird also nichts mehr verstecken können, weil virtuelle Dinge nicht materiell greifbar sind (und zum versierten Hacker ist halt nicht jeder Mensch befähigt…).

Man bleibt den Machthabern des Infoismus, die sich aller verfügbaren Server, Sender und Satelliten bemächtigt haben, auf jeden Fall immer etwas schuldig und sühnt diese Ur-Schuld mit permanenter Anpassung an die Wünsche und Vorstellungen des herrschenden Regimes. Das hat dann beinahe schon religiösen Charakter (nicht mehr lange und es gibt eine Cyber-Inquisition…).

Vielleicht fällt es ja kritisch gebliebenen Lesern auf, dass bei Übernahmen scheinbar wenig lukrativer Unternehmen immer wieder mal unverständlich hohe Beträge ins Spiel kommen. Weshalb aber werden für Firmen schiere Unsummen entrichtet, obwohl sie nicht annähernd über die notwendige ökonomische Substanz verfügen (wie etwa für ‚Skype’, welche kürzlich für über acht Milliarden Dollar von Microsoft übernommen worden ist. Und das, obschon diese Internettelefongesellschaft lediglich ein paar hundert Millionen Umsatz und nur selten einen marginalen Gewinn macht)?

Es ist wohl kaum eine ökonomische Romantik anzunehmen, welche diese scheinbar widersinnigen Transaktionen verursachen.

Vielmehr geht es um den Besitz involvierter (I&K-)Technologie (eben um das elektronische Produktionsmittel der Netzwerke) und vor allem um die damit angebundenen Kundenstämme (bei Skype sind dies aktuell fast 700 Millionen registrierte Nutzer). Nicht umsonst verfügen Google, Facebook & Co. über Börsenwerte, die sich mit traditionellen Wirtschaftlichkeitsrechnungen oder nach kaufmännischen Überlegungen nicht erklären lassen.

Wem die bereits jetzt schon existierenden Scharen der virtuellen Spiele-Gemeinschaften, der Web-Exhibitionisten und –Voyeure, der Plattformvernetzten und Blogger, sowie der unzähligen Homepagebetreiber, Email-Schreiber und Internet-Telefonierer, bisher nicht aufgefallen sind, dem wird es vermutlich auch egal sein, dass alle daraus entstehenden Informationsströme akribisch ausgehorcht und ausgespäht, Daten gesammelt und allmählich immer mehr (zu)geordnet werden. Der Info-Moloch wird systematisch unter Kontrolle gebracht.

Es ist nun beileibe nicht so, dass nur ein paar wenigen Unglücklichen der Zugang zum virtuellen ‚Paradies’ verschlossen bleiben wird. Die Info-Paria, die trotz vermeintlichem ‚Dabeisein’ fast oder gar nie an ‚Erstklass’- (sprich an Echtzeit und Echtort gebundene) Informationen gelangt, wird im Verhältnis so riesig sein, wie die einstige Masse der rechtlosen Bauern und Arbeitersklaven vergangener Epochen.

Solcherart ausgegrenzte Personen werden für sich und ihre Familien (mehr oder weniger dringende) Ersatzlösungen suchen müssen. Denn die im Hintergrund agierenden Machthaber brauchen sich nicht einmal die Mühe kostspieliger Verfolgungs- und/oder Verwahrungsmechanismen zu machen. Es reicht vollkommen, wenn man Abweichler/innen ins informative Steinzeitalter zurück katapultiert.

Wer nicht oder nur begrenzt am globalen elektronischen Informationsnetz angebunden ist, der findet sich in einer Wüste wieder, in der es im wahrsten Sinne des Wortes nichts zu bestellen gibt. Diese Entschleunigung durch informative Isolation mag auf den ersten Blick gar nicht so bedrohlich wirken, bildet aber für betroffene Outlaws eine drastische Bestrafung.

Nun geschieht folgendes: Man wendet sich an bestehende spezifische Gemeinschaften im Volk, die ein erstes Überleben gewährleisten. In diesen (manchmal sogar gettoartigen Netzwerken mit allenfalls illegalen Serverstrukturen) findet eine parallele, soziale und wirtschaftliche Organisation statt, die sich auf althergebrachte Methoden der Produktion und des Handels stützt (bzw. stützen muss).

Diese basieren, neben dem klassischen Tauschhandel, etwa auf dem Pfand- und Wechselwesen oder existieren in Form von Metall- und sonstigem Ersatzgeld. Man arrangiert sich in einer Art ständigem Schwarz- und Graumarkt (‚eine Hand wäscht gezwungenermassen die andere’). Man wird Arbeiten ausführen und Verfahren anwenden, die man bislang gar nicht (mehr) kannte und an die man sich erst einmal wird gewöhnen müssen. Die eigene Person hat dann so viel realen Wert, wie sie der Gemeinschaft dient.

Genau hier setzt die sozio-ökonomische Idee des Strukturismus an. Denn ein solches Environment benötigt einen relativ einfach herstellbaren, aber nicht so leicht zugänglichen, einen raren und dennoch nicht zu seltenen, sowie einen schnell handelbaren, weil gut zu transportierenden und aufzubewahrenden, materiellen Sachwert.

Und dieser ist ein STRUKTURISTISCHES BILD.

Strukturistische Bilder entsprechen ihrem Konzept nach individualisierten Massenprodukten und bilden damit einen Wert, der sämtliche materiell fassbaren Währungsformen wird ersetzen können. Mit einem individuellen Massenprodukt haben Kunden die Möglichkeit, in die Herstellung von Produkten aus verschiedenen Kategorien, wie etwa Lebensmittel, Einrichtungsgegenstände, Kleidung oder Pflegeartikel, durch Auswahl einzugreifen. Das Endprodukt wird demnach den kundenspezifischen Wünschen angepasst; es wird sozusagen individualisiert. Statt für den Massenmarkt wird das Produkt also nur für einen einzelnen Menschen charakterisiert gefertigt und geliefert (und das zu einem kaum höheren Preis, auch bei kleinen und kleinsten Bestellmengen).

Der Unterschied zum Strukturistischen Kunstwerk besteht darin, dass es umgekehrt auch individualisiert ist. Denn während das übliche kundengetreue Massenprodukt in der Regel anonymisiert gefertigt wird, entsteht ein jeweiliges Strukturistisches Bild durch ein künstlerisch identifiziertes Individuum, nämlich durch einen legitimierten Strukturisten oder eine legitimierte Strukturistin. Und diese stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Die Strukturisten sind also gleichermassen Erzeuger als auch Nutzniesser ihrer Produkte. Sie handeln diese materiellen Sachwerte zum Einen unter sich, aber durchaus auch ausserhalb der eigenen Gemeinschaft. Dabei werden die Strukturistischen Bilder nicht spekulativ gehandelt. Ihr Wert wächst somit indexiert, kontrolliert und stetig (unabhängig davon, wer das Werk gefertigt hat). Das entspricht gewissermassen der Planwirtschaft, bleibt aber dennoch personifiziert.

Der Begründer des Strukturismus bzw. der praktischen Ausrichtung davon, der Strukturistischen Kunstlehre, Felix Stoffel, Nachfahre von Textilindustriellen, machte sich teils unbeabsichtigt, teils aber auch ganz bewusst, selbst zum Aussenseiter. Er entzog sich bereits früh dem normalen Trott einer vorgegebenen Karriere und verschaffte sich ebenfalls schon in Jugendjahren einen recht hohen Bekanntheitsgrad als Künstler.

Doch geriet er damit zunehmend in die Fänge des spekulativ orientierten Kunstmarkts. Diesen Kunstmarkt erlebte er unter anderem auch in der luxuriösen Galerie, die damals seinem Vater gehörte und von seinem Bruder geführt wurde. Dort wurden arrivierte Künstler, wie etwa Max Bill, exklusiv ausgestellt und hie und da lukrativ gehandelt.

Diese abgehobene Kunst stand für ihn in krassem Gegensatz zu den vielen Künstlern, die er im Laufe der Zeit kennen gelernt hatte und die oft abgebrannt kaum wussten, wie sie am nächsten Tag etwas Butter aufs Brot bringen sollten.

In Anbetracht der zahlreichen Unterstützungen, die er gesellschaftlichen Aussenseitern (insbesondere eben auch erfolglosen Künstlern oder sonstigen gestrandeten Existenzen) hatte zukommen lassen, begann er Mitte der 80iger Jahre nach einer Möglichkeit zu forschen, welche Hilfe zur Selbsthilfe gewähren sollte.

Über etliche Jahre entwickelte er eine spezielle Technik, die nicht nur einfach zu erlernen ist, sondern es erlaubt, sehr individuelle Bilder unter einem gemeinsamen, überall wieder erkennbaren Dach zu gestalten.

Dieses Strukturistische Konzept wird heute erfolgreich vom Dreiländereck des oberen Bodensees aus verbreitet. Von überall her zieht es künstlerisch interessierte Menschen, teilweise ohne jegliche Vorkenntnisse, aus allen möglichen Bereichen und jeden Alters an. So entstehen bereits tausende von Bildern, sämtlich von eigenständigen Charakteren erzeugt und dennoch alle unter dem gleichen Label der Strukturisten sichtbar gemacht.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden sich in diesem volksnah ausgerichteten Handwerk und beweisen damit den, sowohl sozialen als auch wirtschaftlichen Anspruch, dass es eine Kunst vom Volk, fürs Volk und im Volk braucht. Dies geschieht völlig unabhängig vom gängigen Kunstverständnis, vom akademischem Dünkel und vom Gehabe des spekulativen Kunstmarkts.

Nicht umsonst bezeichnet sich Felix Stoffel gerne scherzhaft als ‚McDonalds der Kunst’. Doch verkennt er zu keiner Zeit die Ernsthaftigkeit seines revolutionären Ansinnens, einen Gegenpol zum bald vollends herrschenden Infoismus zu schaffen. Der enorme Zulauf bestätigt dies. Offenbar ist die Zeit reif dafür!

(*) von Epikur, griechischer Philosoph (341 – 271 v. Chr) und Begründer des Epikureismus (=physikalische Vorkommnisse können mittels natürlicher Gesetzmässigkeiten erklärt werden. Es gibt demnach nichts Übernatürliches. Deshalb solle der Mensch nach einer diesseitig orientierten, weltlichen Erfüllung streben, wozu der Seelenfrieden genauso, wie die Lustbefriedigung gehört).

STRUKTURA DOM
Judith Capadrutt
E-Mail: info@strukturadom.com

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