Technik

Auch von der methodisch-technischen Seite her unterscheidet sich die Strukturistische Kunstlehre von klassischen Malstilen und –schulen. Zunächst einmal ist sie einfach zu erlernen. Dabei basiert die Praxis auf dem systematischen Aufbau ineinander verwobener Farbschichten. Angehende Strukturisten werden behutsam und gezielt mit den verschiedenen Anwendungen vertraut gemacht.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Industrie der Mittel und Medien für die Malerei stetig weiter entwickelt, sodass sich bspw. die heutigen Acrylfarben bestens auch für eine höher stehende Malerei eignen. Dementsprechend beschäftigt man sich mit der Handhabung verschiedener Malstoffe (in erster Linie eben Acrylfarben, aber auch Grafite, Filz- und Farbstifte, sowie Ölkreiden). Außerdem wird der Umgang mit unterschiedlichen Pinsel- und Spachteltechniken geübt.

Deckende Farbabschnitte, lasierende (durchscheinende) Flächen, traditionelle Ornamente oder individuell gezeichnete Muster werden schrittweise so verarbeitet, dass allmählich eine satte Materialdichte entsteht. Aufgrund der Sogwirkung des Malkartons werden dann flüssigere Farbanteile nach unten gezogen, während etwa Farben mit mehr Lösungsmitteln durch die oberste Lackschicht, welche jedes echte Strukturistische Bild versiegelt, nach oben gelangen. Dank dieser Bewegungen verbleibt das molekulare Gefüge der Farben zwar immer noch fest, aber nicht mehr so kompakt strukturiert, wie beim unmittelbaren Malprozess, sodass die Wasseranteile in den Farben allmählich verdunsten können.

Mit dieser Verdunstung werden mikroskopisch kleine Hohlräume frei, in die das Licht eindringen und sich dreidimensional entfalten kann. Durch dieses einfache physikalische Phänomen wird die Tiefenwirkung und einzigartige Leuchtkraft eines Strukturistischen Bildes erzeugt. Da der Prozess des Verdunstens der Wassermoleküle und des immer feiner einfallenden Lichtes lange andauert, erhalten Strukturistische Werke Ihre größte Ausdruckskraft oft erst mit den Jahren.

Persönlichkeitsentwicklung
Doch nicht nur durch diese ausgeklügelte Technik entstehen in kurzer Zeit höchst eigenständige und interessante Werke. Es ist auch der modellierende Aufbau, bei welchem Schicht um Schicht immer dasjenige hervor geholt wird, was in den ausübenden Künstlerinnen und Künstlern steckt. Man übt sich zwar durchaus an äußeren Abbildungen bzw. bewusst gewünschten Vorgaben. Dennoch wird stets darauf geachtet, dass sich eigene, oft sogar unbewusste Vorstellungen manifestieren, die dann bis zum Abschluss detailliert und akzentuiert geschliffen werden. Aus einer scheinbaren Zufälligkeit heraus, weist so jedes Strukturtische Werk als Ganzes eine individuelle und unverwechselbare Handschrift auf. Das reflektiert die Persönlichkeitsmerkmale der Malenden und unterstützt eine stabilisierende und nachhaltige Entwicklung.